Die 1960er-Jahre waren für Gibson ein wegweisendes Jahrzehnt, geprägt von Innovation, kulturellem Einfluss und einigen der legendärsten Gitarrendesigns der Geschichte. Mit dem rasanten Aufstieg von Rock, Blues und Popmusik wurden Gibson-Gitarren zu einem zentralen Bestandteil des Sounds dieser Ära und von Legenden wie Eric Clapton, Jimmy Page und B.B. King gespielt. Diese Zeit festigte Gibsons Ruf als Hersteller von Premium-Instrumenten und legte gleichzeitig den Grundstein für die moderne E-Gitarrenindustrie.
In diesem Artikel tauchen wir tief in Gibsons Geschichte in den 1960er Jahren ein und beleuchten die Unternehmensgeschichte dieser Zeit, die bahnbrechenden Gitarren, die das Unternehmen auf den Markt brachte, und deren nachhaltige Wirkung.
Der Kontext: Gibsons Aufstieg zum Ruhm
Gibson wurde 1902 gegründet und genoss bereits in den 1950er-Jahren hohes Ansehen in der Welt der Saiteninstrumente. Unter der Führung von Ted McCarty, der 1950 Präsident wurde, erlebte Gibson einen Innovationsschub. Anfang der 1960er-Jahre profitierte das Unternehmen vom Erfolg des 1952 eingeführten Les Paul-Modells und anderer wegweisender E-Gitarren und Akustikgitarren.
Gibson sah sich jedoch der Konkurrenz von Fender ausgesetzt, deren leichte, moderne Modelle wie die Stratocaster und die Telecaster bei Rockmusikern äußerst beliebt waren. Daraufhin verstärkte Gibson seine Bemühungen um Innovation und herausragendes Design, um seinen Status als führender Gitarrenhersteller zu behaupten.
Wichtige Innovationen und Modelle der 1960er Jahre
1. Der Übergang der Les Paul (1960-1963)
Die Les Paul Standard, die 1952 erstmals vorgestellt wurde, erfuhr in den 1950er-Jahren diverse Verbesserungen, die in den legendären „Burst“-Modellen der Jahre 1958–1960 gipfelten. Diese Gitarren zeichneten sich durch ein Sunburst-Finish, PAF-Humbucker (Patent Applied For) und unvergleichliche Handwerkskunst aus. Heute gehören originale „Bursts“ zu den begehrtesten Vintage-Gitarren.
Doch 1961 veranlassten sinkende Verkaufszahlen Gibson zu einer Überarbeitung der Les Paul. Das Design wurde durch eine neue, leichtere Korpusform mit doppeltem Cutaway ersetzt, die heute als SG (Solid Guitar) bekannt ist. Obwohl dieses Modell eine Zeit lang offiziell als Les Paul bezeichnet wurde, entwickelte es eine eigenständige Identität, nachdem sich Les Paul von dem Design distanziert hatte.
Hauptmerkmale des SG:
• Schlankeres, leichteres Design für mehr Tragekomfort.
• Dual-Humbucker-Tonabnehmer für vielseitige Klangmöglichkeiten.
• Schnell bespielbares Halsprofil, ideal für moderne Spielstile.
Die SG sollte sich zu einem der beständigsten Designs von Gibson entwickeln und von Gitarristen wie Angus Young von AC/DC und Tony Iommi von Black Sabbath geschätzt werden.
2. Die Markteinführung der ES-335 und der Semi-Hollowbody-Gitarren
In den 1960er-Jahren erlebten Gibsons Semi-Hollowbody-Gitarren ihren Aufstieg und schlossen die Lücke zwischen traditionellen Hollowbody-Jazzgitarren und Solidbody-E-Gitarren. Die 1958 eingeführte ES-335 erfreute sich in den 1960er-Jahren dank Gitarristen wie Chuck Berry und Eric Clapton noch größerer Beliebtheit.
Bekannte Modelle:
• ES-330 : Eine Vollhohlkorpus-Version der ES-335, beliebt im Blues und Jazz.
• ES-345 und ES-355 : Hochwertige Versionen der ES-335 mit zusätzlicher Elektronik wie Stereoausgängen und Varitone-Schaltern für klangliche Vielseitigkeit.
Diese Gitarren wurden für ihren warmen, resonanten Klang und ihre Fähigkeit gelobt, sowohl klare Jazzklänge als auch mitreißende Rocksoli zu spielen.
3. Die futuristischen Flying V und Explorer
Obwohl die Flying V und die Explorer ursprünglich 1958 vorgestellt wurden, erlangten diese radikalen Designs erst in den 1960er Jahren Kultstatus. Ihre futuristischen Formen sprachen eine neue Generation von Gitarristen an, die sich optisch und klanglich von der Masse abheben wollten.
• Die Flying V wurde mit dem Bluesrock-Gitarristen Albert King und später mit Jimi Hendrix in Verbindung gebracht.
• Der Explorer erfreute sich großer Beliebtheit bei Hardrock-Musikern, was zu seinem legendären Status beitrug.
4. Akustische Exzellenz: Kolibri und Taube
Gibson hat in den 1960er Jahren nicht nur im Bereich der E-Gitarren Innovationen hervorgebracht. Auch die Akustikgitarren des Unternehmens erreichten neue Höhen, mit Modellen wie der Hummingbird (eingeführt 1960) und der Dove (eingeführt 1962).
Hauptmerkmale:
• Unverwechselbare, kantige Dreadnought-Rumpfformen.
• Aufwendig verzierte Schlagbretter mit einzigartigen Motiven.
• Warme, ausgewogene Töne, die sich sowohl zum Strumming als auch zum Fingerpicking eignen.
Diese Gitarren wurden zu Lieblingen von Folk- und Rockmusikern und festigten Gibsons Ruf in der Akustikwelt.
5. Der Firebird: Eine Revolution im Design
1963 stellte Gibson die Firebird vor, entworfen vom Automobildesigner Ray Dietrich. Diese markante Gitarre mit asymmetrischem Korpus zeichnete sich durch eine umgekehrte Kopfplatte und einzigartige „Mini-Humbucker“-Tonabnehmer aus.
Highlights:
• Elegante, moderne Ästhetik, inspiriert von Automobildesigns.
• Innovative durchgehende Halskonstruktion für verbessertes Sustain.
Die Firebird stach in einem hart umkämpften Markt hervor und wurde von Gitarristen wie Johnny Winter und Allen Collins von Lynyrd Skynyrd begeistert aufgenommen.
Kultureller Einfluss und bedeutende Persönlichkeiten
Gibson-Gitarren waren in den 1960er Jahren mehr als nur Instrumente – sie waren Symbole der musikalischen Revolution jener Zeit. Legendäre Künstler verschiedenster Genres vertrauten auf Gibson, um ihren unverwechselbaren Sound zu kreieren:
• Eric Clapton : Seine legendäre „Beano“ Les Paul trug zur Bluesrock-Explosion bei.
• BB King : Die ES-355 wurde zum Synonym für seinen Stil und erhielt den Spitznamen „Lucille“.
• Keith Richards : Der Gitarrist der Rolling Stones benutzte häufig Gibson-Modelle, darunter die Firebird und die Les Paul.
• Jimi Hendrix : Obwohl er hauptsächlich mit Fender in Verbindung gebracht wird, benutzte Hendrix bekanntermaßen eine Flying V für Live-Auftritte.
Diese Musiker trugen dazu bei, Gibsons Bekanntheitsgrad zu steigern und seinen Platz in der Musikgeschichte zu festigen.
Herausforderungen und der Übergang zu Norlin (1969)
Ende der 1960er-Jahre geriet Gibson zunehmend unter finanziellen Druck. 1969 wurde das Unternehmen an die Norlin Corporation verkauft, was das Ende einer Ära bedeutete. Viele Liebhaber betrachten die 1960er-Jahre als Gibsons goldenes Zeitalter, geprägt von unvergleichlicher Handwerkskunst und Kreativität.
Gibsons Vermächtnis in den 1960er Jahren
Die Gitarren, die Gibson in den 1960er-Jahren produzierte, zählen bis heute zu den legendärsten und einflussreichsten Instrumenten aller Zeiten. Modelle wie die Les Paul Burst, SG, ES-335 und Hummingbird erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit bei Gitarristen und Sammlern.
Wichtigste Erkenntnisse:
• Die 1960er Jahre waren für Gibson eine Zeit beispielloser Innovationen.
• Gitarren aus dieser Ära spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der modernen Musik.
• Diese Instrumente gelten bis heute als Maßstab für Qualität und Design in der Gitarrenwelt.
Ob Sammler, Gitarrist oder Liebhaber – die Erkundung der Geschichte von Gibson in den 1960er Jahren ist eine Reise ins Herz der Gitarreninnovation und des musikalischen Erbes.
