Fender im Wandel: Die 1970er Jahre und der Beginn der Dan-Smith-Ära

Fender in Flux: The 1970s and the Dawn of the Dan Smith Era

Die CBS-Ära: Eine Unternehmensübernahme

1965 verkaufte Leo Fender seine Firma an CBS (Columbia Broadcasting System), da er aufgrund gesundheitlicher Probleme die Geschäftsführung nicht mehr übernehmen konnte. Während in den ersten Jahren bei CBS noch einige Kontinuität herrschte, verschoben sich die Prioritäten des Konzerns in den 1970er-Jahren dramatisch. Kostensenkung wurde zum bestimmenden Thema, und Gitarristen bemerkten dies bald.

  • Probleme mit dem Halsausschnitt: CBS führte breitere Halsausschnitte ein, um die Herstellungskosten zu senken, was zu einer lockeren Passform des Halses und einem verminderten Sustain führte.

  • Schwerere Korpusse: Esche und andere dichte Hölzer wurden häufiger verwendet, was zu schwereren Instrumenten führte.

  • Änderungen bei der Lackierung: Fender wechselte von Nitrozelluloselack zu dickeren Polyesterlackierungen, was sich auf Resonanz und Klang auswirkte.


Wichtige Modelle und Entwicklungen

Trotz Kritik waren die 1970er Jahre nicht ohne Innovationen. Fender führte neue Modelle und Funktionen ein, die für Sammler und Musiker gleichermaßen nach wie vor von Bedeutung sind.

  • Telecaster Custom/Deluxe/Thinline (Anfang bis Mitte der 70er Jahre): Ausgestattet mit Wide Range Humbuckern von Seth Lover, boten diese Modelle Tele-Fans einen neuen Klang mit mehr Output und klanglicher Vielfalt.

  • Stratocaster-Anpassungen (1971–1981): Größere Kopfplatten, Bullet-Trussrods, 3-Schrauben-Halsbefestigungen und Micro-Tilt-Systeme wurden eingeführt – viele davon gelten heute als den Vintage-Spezifikationen unterlegen, obwohl einige ihre Verteidiger haben.

  • Starcaster (1976): Die Starcaster ist eine seltene halbakustische Gitarre, die als Konkurrenzmodell zur ES-Serie von Gibson gedacht war und heute Kultstatus genießt.

  • Lead-Serie (1979–1982): Die preisgünstigen und innovativen Gitarren Lead I, II und III stellten Fenders Bemühungen dar, bei Berufsmusikern und Studenten wieder an Boden zu gewinnen.


Qualitätsrückgang und Marktdruck

Ende der 70er-Jahre wandten sich Gitarristen vermehrt japanischen Marken wie Tokai, Ibanez und Yamaha zu, deren Instrumente überlegene Verarbeitung zu wettbewerbsfähigen Preisen boten. Fenders Ruf für Qualität hatte stark gelitten, da viele Gitarristen sich über schlampige Verarbeitung, zu hohes Gewicht und klangliche Uneinheitlichkeit beschwerten.

Die gesamte US-Gitarrenindustrie hatte Mühe, mit diesen agilen Konkurrenten Schritt zu halten – und irgendetwas musste sich ändern.


Auftritt Dan Smith: Fenders Wendepunkt

1981 engagierte Fender Dan Smith – einen Manager von Yamaha – mit dem Auftrag, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Sein Einfluss war sofort spürbar:

  • Zurück zur Qualität: Smith reduzierte die Produktionszahlen drastisch, um den Fokus auf Qualität statt Quantität zu legen.

  • Wiederbelebung von Vintage-Spezifikationen: Er führte Merkmale wie 4-Punkt-Halsbefestigungen und kleinere Kopfplatten wieder ein.

  • Die Geburtsstunde des American Standard: Sein Team legte den Grundstein für die heute legendäre American Standard Stratocaster.

  • Fender Japan (1982): Smith und Bill Schultz leiteten die Gründung von Fender Japan und produzierten hochwertige Neuauflagen, die mit den amerikanischen Modellen der damaligen Zeit mithalten konnten – und diese manchmal sogar übertrafen.

Der Einfluss von Dan Smith leitete das ein, was viele als Fenders Wiedergeburt bezeichnen, und bereitete den Weg für die moderne Renaissance des Unternehmens.


Schlussbetrachtung

Fenders Gitarrenproduktion der 1970er-Jahre ist paradox: Gitarren aus dieser Zeit werden zwar oft wegen ihrer Qualität belächelt, sind aber aufgrund ihres Vintage-Status, ihres einzigartigen Klangs und ihrer Ästhetik nach wie vor begehrt. Diese Ära markiert zudem ein wichtiges Kapitel in Fenders Entwicklung und zeigt, dass selbst Giganten sich anpassen müssen – oder Gefahr laufen, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Unter der Führung von Dan Smith begann Fender, sich wieder an die Spitze zu kämpfen. Doch die Lehren der 1970er-Jahre hallen noch immer nach: Qualität, Innovation und das Vertrauen der Musiker sind die Eckpfeiler dauerhaften Erfolgs.