Die Gibson ES-345 ist eine der legendärsten halbakustischen E-Gitarren der Geschichte und wird von Blues-, Jazz- und Rockmusikern gleichermaßen verehrt. Die 1959 erstmals vorgestellte ES-345 wurde als höherwertige Version der ES-335 konzipiert und zeichnet sich durch fortschrittliche Elektronik, ein luxuriöses Design und einen satten, warmen Klang aus, der zum Markenzeichen legendärer Gitarristen wie B.B. King, Freddie King und Chuck Berry wurde.
In diesem ausführlichen Leitfaden gehen wir der Geschichte der Gibson ES-345, ihren wichtigsten Designänderungen im Laufe der Jahrzehnte und den Gründen nach, warum sie bis heute ein begehrter Klassiker für Sammler und Musiker ist.
Die Geburtsstunde der Gibson ES-345 (1959)
Ende der 1950er-Jahre leistete Gibson Pionierarbeit bei neuen E-Gitarren-Designs, indem er den warmen Klang von Hohlkorpusgitarren mit dem Sustain und der Rückkopplungsresistenz von Solidbody-Modellen verband. Dies führte zur Entwicklung der ES-Serie (Electric Spanish), deren erste halbakustische Gitarre 1958 mit einem Mittelblock zur Reduzierung von Rückkopplungen vorgestellt wurde: die ES-335.
Aufbauend auf dem Erfolg der ES-335 brachte Gibson 1959 die ES-345 auf den Markt und fügte eine Reihe von Premium-Features hinzu, die sie von anderen Gitarren abhoben:
Hauptmerkmale des ES-345 von 1959
• Stereo-Ausgang – Im Gegensatz zum ES-335 verfügte der ES-345 über eine Stereo-Verkabelung, die es den Spielern ermöglichte, unterschiedliche Signale an zwei Verstärker zu senden, um einen raumfüllenderen Klang zu erzielen.
• Varitone-Schaltung – Ein Sechs-Wege-Drehschalter ermöglichte die Auswahl verschiedener Klangvoreinstellungen und die Anpassung der Mittenfrequenzen für unterschiedliche Klangtexturen.
• Goldene Hardware – Ein Schritt in Richtung Luxus: Die ES-345 verfügt über vergoldete Mechaniken, einen vergoldeten Steg und ein vergoldetes Saitenhalter für eine hochwertige Optik.
• Doppelte Parallelogramm-Einlagen – Im Gegensatz zu den Punkt-Einlagen der ES-335 besaß die ES-345 aufwendigere Parallelogramm-Griffbretteinlagen .
• Hochwertige Holzauswahl – Die ES-345 verfügt über einen laminierten Ahornkorpus, einen Mahagonihals und ein Palisandergriffbrett, was zu ihrem ausgewogenen Klang beiträgt.
💡 Wussten Sie schon? Die ersten ES-345 verließen Gibsons Werk in Kalamazoo im April 1959, im selben Jahr wie die legendäre '59 Les Paul Standard, was dieses Jahr zu einem denkwürdigen Jahr in der Geschichte von Gibson macht.
Die 1960er Jahre: ES-345 gewinnt an Popularität
In den 1960er-Jahren erfreute sich die ES-345 großer Beliebtheit bei Blues- und Rockgitarristen, die ihre Vielseitigkeit und ihr luxuriöses Spielgefühl schätzten. Sie wurde häufig im Jazz, Blues und Rockabilly eingesetzt, fand aber auch ihren Weg in Rock und Pop.
Bedeutende Spieler der 1960er Jahre
• BB King – Spielte zunächst eine ES-345, bevor er zur ES-355, seinem charakteristischen „Lucille“-Modell, wechselte.
• Freddie King – Berühmt für seine Sunburst ES-345, die maßgeblich zur Definition des Texas Blues beigetragen hat.
• Chuck Berry – Rock & Roll-Pionier spielte häufig eine ES-345 und eine ES-355.
Bis 1963 nahm Gibson leichte Designverbesserungen vor, darunter eine schmalere Sattelbreite und verfeinerte Halsprofile, und folgte damit den Trends der Les Paul- und SG-Modelle jener Zeit.
Die 1970er Jahre: Veränderungen in der Norlin-Ära
Die 1970er Jahre brachten Gibson unter der Ägide von Norlin Industries (1969–1986) bedeutende Veränderungen. In dieser Zeit erfuhr die ES-345 Fertigungsänderungen, die von einigen Vintage-Puristen kritisiert wurden, die Gitarre aber dennoch zu einem festen Bestandteil professioneller Setups machten.
Wichtigste Änderungen an den ES-345-Modellen der 1970er Jahre
• Volute am Hals – wurde für zusätzliche Haltbarkeit hinzugefügt, veränderte aber das Spielgefühl von Vintage-Hälsen.
• Größere „Pancake“-Kopfplatte – Ein charakteristisches Merkmal vieler Gibson-Gitarren aus der Norlin-Ära.
• Laminierter 3-teiliger Ahornhals – Ersetzt den bisherigen Mahagonihals zur Erhöhung der Stabilität.
• Änderungen im Varitone-Schaltkreis – Bei einigen Modellen wurden andere Kondensatoren verwendet, was die Klangmöglichkeiten leicht veränderte.
Trotz dieser Veränderungen spielten viele legendäre Gitarristen weiterhin die ES-345 und festigten damit ihren Ruf als eine der großartigsten Semi-Hollow-Gitarrenkonstruktionen von Gibson.
Die 1980er und 1990er Jahre: Niedergang und Wiederaufstieg
In den 1980er Jahren ging die Produktion der ES-345 zurück, da immer weniger Modelle hergestellt wurden und Gitarristen vermehrt auf Solidbody-Gitarren wie die Les Paul und Superstrats (z. B. Ibanez RG, Fender HM Strat) umstiegen.
In den 1990er-Jahren erlebte die ES-345 jedoch ein erneutes Interesse an Vintage-Gitarren – angestoßen durch Bluesrock-Revivalisten wie Eric Clapton, Joe Bonamassa und Gary Moore – und erfuhr dadurch eine neue Wertschätzung. Gibson reagierte darauf mit der Wiedereinführung des Modells mit authentischeren Vintage-Spezifikationen.
Die 2000er – Heute: Neuauflagen & moderne Variationen
Gibsons Custom Shop und die Memphis Division begannen mit der Produktion hochwertiger ES-345-Neuauflagen, wobei die Modelle den Spezifikationen von 1959–1964 entsprachen und wichtige Vintage-Elemente zurückbrachten.
Moderne ES-345-Funktionen
• Klassische Halsprofile von 1959 – Dickere Hälse für ein Vintage-Spielgefühl.
• Burstbucker-Tonabnehmer – Entwickelt, um Vintage-PAF-Humbucker nachzuahmen.
• Optionale Stereo- und Mono-Verkabelung – Bei einigen Modellen wurde auf die Stereo-Ausgabe aufgrund der Vorlieben des Spielers verzichtet.
• Historisch akkurate Lackierungen – darunter Kirschrot, Sunburst und Vintage Natural.
Heute ist die ES-345 über Gibsons Original- und Custom-Shop-Linien erhältlich und bietet sowohl vom Vintage inspirierte Modelle als auch moderne Adaptionen mit aktualisierten Halsprofilen, Hardware und Lackierungen.
Warum der ES-345 immer noch eine Legende ist
Auch nach sechs Jahrzehnten ist die Gibson ES-345 eine legendäre Gitarre, die die Lücke zwischen der schlichten Unkompliziertheit der ES-335 und dem Luxus der ES-355 schließt.
Was macht die ES-345 so besonders?
✅ Satter, warmer Klang – Ideal für Blues, Jazz und Classic Rock.
✅ Premium-Look & -Feeling – Goldfarbene Beschläge, Parallelogramm-Einlagen und hochwertige Oberflächen.
✅ Vielseitige Elektronik – Die Varitone-Schaltung bietet mehr Klangmöglichkeiten als eine Standard-ES-335.
✅ Historische Bedeutung – Gespielt von Legenden wie BB King, Freddie King und Chuck Berry.
💡 Profi-Tipp: Wenn Sie eine halbakustische Gitarre mit Vintage-Charakter, vielseitigen Klangfarben und einem Hauch von Eleganz suchen, ist die ES-345 die perfekte Wahl.
Schlussbetrachtung: Das Vermächtnis der ES-345
Die Gibson ES-345 ist mehr als nur eine Gitarre – sie ist ein Stück Musikgeschichte, das Musiker weltweit bis heute inspiriert. Ob Sammler, Live-Musiker oder Blues-Fan: Eine ES-345 bietet zeitlosen Klang, erstklassige Verarbeitung und einen legendären Ruf.
