Danelectro-Gitarren sind einzigartig auf dem Markt. Bekannt für ihre ungewöhnliche Bauweise, ihren charakteristischen Klang und die legendären Lipstick-Pickups, haben sie sich eine Nische geschaffen, die Vintage-Charme mit klanglicher Individualität verbindet. Von Garage Rock bis Indie-Pop, von Jimmy Page bis Phoebe Bridgers – Danelectros haben die Musikwelt mit ihrem unverwechselbaren Sound geprägt.
Ursprünge und Anfänge
Danelectro wurde 1947 von Nathan „Nat“ Daniel in Red Bank, New Jersey, gegründet. Das Unternehmen begann mit der Herstellung von Verstärkern, darunter Modelle für große Kaufhausketten wie Sears, die diese unter dem Label Silvertone vertrieben. Erst Mitte der 1950er-Jahre wagte sich Danelectro in die Gitarrenproduktion – angetrieben von derselben Philosophie, die bereits die Verstärker geprägt hatte: etwas Erschwingliches, Funktionales und ein wenig Ungewöhnliches zu entwickeln.
Frühe Gitarren besaßen massive Pappelkorpusse und eine einzigartige Halsverstärkung mittels Aluminiumrohr anstelle des herkömmlichen Halsstabs. Den radikalsten Bruch mit der Tradition stellten jedoch die späteren Modelle der U-Serie und Shorthorn dar, die Hohlkorpusse aus Masonit (einer Hartfaserplatte) mit innenliegenden Pappelrahmen verwendeten. Leicht, optisch unverwechselbar und überraschend klangvoll, widersetzten sich diese Gitarren den damaligen Normen.
Legendäre Models
Die Modelle U1 , U2 und U3 gehörten zu den bekanntesten frühen Gitarren von Danelectro. Ihre Namen bezogen sich schlichtweg auf die Anzahl der Tonabnehmer – eins, zwei bzw. drei. Diese Gitarren besaßen hohle Masonit-Korpusse, übereinander angeordnete konzentrische Regler für Klang und Lautstärke sowie die mittlerweile berühmten Lipstick-Tonabnehmer , deren Gehäuse ursprünglich ausrangierte Lippenstifthülsen waren. Der Klang war hell, spritzig und charaktervoll.
Das wohl kultigste Modell war jedoch die Shorthorn – heute oft als „59“ bekannt, aufgrund ihres Erscheinungsjahres. Mit ihrem doppelten Cutaway, dem geringen Gewicht und dem unverwechselbaren Klang wurde die Shorthorn schnell zum Favoriten unter Gitarristen, die etwas Einzigartiges in Aussehen und Klang suchten. Sie wurde über die Jahrzehnte mehrfach neu aufgelegt und zählt bis heute zu den beliebtesten Modellen von Danelectro.
Die Dano Pro , die Anfang der 1960er-Jahre auf den Markt kam und seitdem mehrfach neu aufgelegt wurde, brachte eine kompaktere, kürzere Mensur als die bisherige Danelectro-Formel. In den folgenden Jahren erweiterte das Unternehmen sein Angebot zudem um elektrische Sitar, Baritongitarren und sechssaitige Bässe – und festigte damit seinen Ruf als Hersteller ungewöhnlicher, Nischeninstrumente.
Was macht den Klang der Danelectro aus?
Das Herzstück des Danelectro-Sounds ist der Lipstick-Pickup – ein Single-Coil-Pickup mit geringer Ausgangsleistung, der einen hellen, funkelnden Ton mit vielen Obertönen erzeugt. Diese Pickups sind im Allgemeinen weniger aggressiv als Strat- oder Tele-Single-Coils und deutlich weniger mittenbetont als Humbucker. Cleane Sounds klingen brillant und klar, während verzerrte Sounds einen rauen, fast Lo-Fi-Charakter haben, der perfekt für Garage Rock, Surf oder Psychedelic Music geeignet ist.
Auch die verwendeten Materialien spielen eine wichtige Rolle. Die hohlen Korpusse aus Masonit verleihen diesen Gitarren einen resonanten, offenen Klang. Sie sind extrem leicht, was zu ihrem luftigen Spielgefühl beiträgt, aber das Sustain im Vergleich zu Gitarren mit massivem Korpus reduziert. Dadurch eignen sie sich ideal für Rhythmusarbeit, klirrende Akkordfolgen und ausdrucksstarke Lead-Linien, die sich im Mix durchsetzen.
Viele Danelectros zeichneten sich zudem durch einzigartige Schaltungen aus – wie etwa serielle oder parallele Tonabnehmerschaltung – und übereinander angeordnete Klang- und Lautstärkeregler, die den Spielern eine differenziertere Klanggestaltung ermöglichten. Allerdings waren Hardware und Stege bei Vintage-Modellen oft recht einfach gehalten, was mitunter zu Stimmstabilitäts- und Intonationsproblemen führte. Glücklicherweise wurden diese Aspekte bei vielen modernen Neuauflagen verbessert, ohne dass der Charme verloren ging.
Berühmte Spieler und ihre Danelectros
Obwohl Danelectros ursprünglich als günstige Gitarren konzipiert waren, wurden sie von einigen der legendärsten und experimentierfreudigsten Musiker der Geschichte geschätzt. Jimmy Page spielte bekanntermaßen eine Danelectro Shorthorn live mit Led Zeppelin, insbesondere für Songs wie „Kashmir“ und „In My Time of Dying“, bei denen er eine alternative Stimmung und einen rauen, offenen Klang benötigte. Auch Eric Clapton verwendete während seiner Zeit bei Blind Faith eine Shorthorn mit psychedelischem Finish.
Syd Barrett von Pink Floyd gehörte ebenfalls zu den Pionieren und nutzte seine Danelectro wegen ihres unverwechselbaren Klangs und ihrer optischen Ausstrahlung. In den letzten Jahren haben Künstler wie Phoebe Bridgers , HAIM und Elvis Costello die Danelectro für ihren Retro-Look und ihren klaren, glockenhellen Ton für sich entdeckt. Die visuelle Ästhetik und der Klang der Marke sind besonders bei Indie- und Alternative-Musikern beliebt, die Wert auf Charakter statt auf Hochglanzpolitur legen.
Tonfall in der realen Welt
Schließt man eine Danelectro an, versteht man sofort, warum sie sich über die Jahre bewährt hat. Ihre Cleansounds sind lebendig und brillant, voller Brillanz und Artikulation. Sie brillieren in Genres wie Surf, Jangle-Pop, Country und Indie-Rock – überall dort, wo man schimmernde Akkorde oder knackige Lead-Linien haben möchte. Mit etwas Overdrive liefern die Lipstick-Pickups einen rauen, Lo-Fi-Crunch, der an Garagenbands der 60er bis hin zu modernen Punk-Revivalisten erinnert.
Slide-Gitarristen lieben Danelectros, insbesondere die Bariton- und Sechssaiter-Bassvarianten. Diese Modelle bieten einen lockeren, leicht scheppernden Bassklang, der sich hervorragend mit Hall-, Delay- und Verzerrerpedalen kombinieren lässt. Wer Sustain, fette Verzerrung oder einen geschmeidigen Jazz-Sound sucht, ist mit einer Danelectro vielleicht nicht an der richtigen Adresse – aber was Atmosphäre und Klangcharakter angeht, sind sie kaum zu übertreffen.
Die Wiederbelebung
Nach der Schließung 1969 ruhte die Marke Danelectro jahrzehntelang, bis die Evets Corporation sie Ende der 1990er-Jahre wiederbelebte. Sie brachten originalgetreue Neuauflagen klassischer Modelle heraus und entwickelten zudem eine breite Palette an ungewöhnlichen Effektpedalen, die schnell Kultstatus erlangten. Auch heute noch veröffentlicht Danelectro aktualisierte Versionen der Modelle U2, Shorthorn und Dano Pro, wobei oft Vintage-Optik mit verbesserter, moderner Hardware kombiniert wird.
Von rauem Garage-Rock bis hin zu Indie-Glanz – Danelectros haben sich ihren Platz in der Gitarrenwelt gesichert, nicht durch die Imitation von Gibson oder Fender, sondern durch ein völlig anderes Klangbild. Leicht, auffällig und unbestreitbar einzigartig bieten diese Gitarren einen unverwechselbaren Sound und Stil.
