Gibson Firebird – Der kühne Vogel hebt ab

Gibson Firebird - The Bold Bird Takes Flight

Die Gibson Firebird ragt im Pantheon der Rockgitarren-Ikonen nicht nur durch ihren Klang, sondern auch durch ihr kühnes Design und ihre ausgefeilte Konstruktion heraus. Die 1963 eingeführte Firebird markierte Gibsons Versuch, mit der Tradition zu brechen und mit dem aufkommenden Trend der Fender-artigen Solidbody-Gitarren zu konkurrieren. Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr das Modell zahlreiche Veränderungen in Form, Konstruktion, Elektronik und Marketing und wurde von einer faszinierenden Reihe von Gitarristen gespielt. Hier ein detaillierter Blick auf ihre Geschichte, die wichtigsten Spieler und die Veränderungen im Laufe der Jahre.


Ursprünge und die Ära der „umgekehrten“ Reform (1963–1964)

  • Anfang der 1960er Jahre musste Gibson feststellen, dass er auf dem Markt für Solidbody-Gitarren an Boden verlor – die traditionellen Hollowbody-/Semi-Hollowbody-Modelle des Unternehmens wurden von Gitarren wie der Stratocaster von Fender in den Schatten gestellt. 

  • Vor diesem Hintergrund beauftragte Gibsons Präsident Ted McCarty den Automobildesigner Ray Dietrich (der zuvor bei Packard/Franklin/Lincoln gearbeitet hatte) mit dem Entwurf eines gewagten und futuristischen Fahrzeugs. 

    • Eine durchgehende Halskonstruktion (fünf Lagen Mahagoni, abwechselnd mit Walnussholz) macht sie zur ersten Gibson Solidbody-Gitarre mit dieser Bauweise. 

    • Eine „umgekehrte“ Korpusform: Das Diskanthorn ist länger als das Basshorn, was einen bewusst unausgewogenen und futuristischen Look erzeugt. 

    • Eine umgekehrte Kopfplattenkonstruktion mit planetarischen Mechaniken im Banjo-Stil auf der Diskantseite. 

    • Mini-Humbucker-Tonabnehmer „Firebird“, die speziell für dieses Modell entwickelt wurden; der Klang liegt irgendwo zwischen einem Humbucker und einem Single-Coil, mit ausgeprägter Klarheit und Biss. 

      Das Ergebnis: der Firebird, der Mitte 1963 auf den Markt kam. Die markantesten Merkmale:

  • Gibson brachte zunächst vier Modelle auf den Markt: Firebird I, III, V und VII, die sich durch die Anzahl der Tonabnehmer, die Ausstattung und die Lackierung unterschieden. 

  • Trotz der Innovation hatte das umgekehrte Design kommerzielle Schwierigkeiten – und Gibson sah sich aufgrund der Ähnlichkeit von Korpus und Kopfplatte rechtlichem Druck von Fender ausgesetzt. 

  • Bis 1965 dominierte in dieser frühen Ära die „umgekehrte“ Karosserieform.


Die Ära der „Nicht-Umkehrung“ und die Produktionsänderungen (1965–1969)

  • 1965 führte Gibson eine grundlegende Neugestaltung ein: die „Non-Reverse“ Firebird. Die Anordnung der Korpushörner wurde geändert (das Basshorn war länger als das Diskanthorn), die Mechaniken am Kopf wurden auf die Bassseite verlegt, und viele Modelle verwendeten einen eingeleimten Hals anstelle eines durchgehenden Halses. 

  • Diese Änderungen wurden durch die Herstellungskosten, die Vertrautheit der Spieler mit dem Markt und die zuvor entstandenen Umsatzeinbußen motiviert. 

  • Die Tonabnehmer und Ausstattung variierten: einige verwendeten P‑90s, andere Mini-Humbucker, verschiedene Saitenhalter usw. 

  • Doch selbst mit der Neugestaltung konnte sich das Modell nicht vollständig auf dem Markt durchsetzen, und um 1969 wurden die Firebirds ohne Rückwärtsgang aus dem Programm genommen. 


Wiederveröffentlichungen, Revival & Moderne (1970er Jahre bis heute)

  • 1972 brachte Gibson die Firebird mit umgekehrtem Korpus neu heraus und würdigte damit ihre treue Anhängerschaft. 

  • Im Jahr 1976 wurde eine spezielle Firebird „Bicentennial“ mit goldener Hardware und rot-weiß-blauem Schlagbrett herausgebracht, um an die Unabhängigkeit der USA zu erinnern. 

  • Im Laufe der Jahre hat Gibson verschiedene Custom-Shop-Versionen und Neuauflagen angeboten, darunter Reverse-Shape-, Non-Reverse-Shape- und Hybridvarianten (z. B. Firebird Platypus), die Elemente beider kombinieren. 

  • In der heutigen Zeit haben sich die Tonabnehmer und die Bauweise verändert: Die ursprünglichen Tonabnehmer im „Side-Winder“-Stil hatten eine geringere Ausgangsleistung und einen besonderen Klangcharakter; neuere Tonabnehmer haben oft eine höhere Ausgangsleistung, mehr Mitten und weniger Höhen. 

  • Auch heute noch gehört die Firebird zum Gibson-Sortiment und ist ein Nischenprodukt, aber eine Ikone – insbesondere unter Gitarristen, die etwas Einzigartiges suchen, sowohl optisch als auch klanglich.


Design- und Tonwert-Highlights

  • Die durchgehende Halskonstruktion sorgte für ein für die damalige Zeit anhaltendes, schnelles Spielgefühl und unterschied die Firebird von den typischen Gibson-Modellen mit eingeleimtem Hals. 

  • Die umgekehrte Körperform verlieh dem Modell eine visuelle Aussagekraft und Bühnenpräsenz – ihre Einzigartigkeit ist Teil der Legende des Modells.

  • Die Mini-Humbucker/Firebird-Tonabnehmer liefern einen Klang, der oft als „irgendwo zwischen Humbucker und Single-Coil“ beschrieben wird – klar, artikuliert, bissig. 

  • Manche Gitarristen fühlten sich gerade deshalb zur Firebird hingezogen, weil sie weniger wie eine „traditionelle Gibson Les Paul“ klang und mehr Biss, mehr Twang und mehr Vielseitigkeit bot.

  • Andererseits war das Modell weniger „Mainstream“ als die Les Paul oder SG, und einige Produktionsprobleme (Kosten, Stimmstabilität, komplexer Aufbau) führten dazu, dass anfangs weniger Einheiten verkauft wurden.


Bekannte Spieler

Hier sind einige der Gitarristen, die dazu beigetragen haben, den Status der Firebird zu steigern:

  • Johnny Winter: Als großer Befürworter der Firebird bevorzugte er eine Firebird V aus dem Jahr 1963 und nutzte sie ausgiebig für sein Blues-Rock-Slide-Spiel. 

  • Allen Collins (von Lynyrd Skynyrd): Bekannt für seine Firebird-Nutzung, trug das Modell zu dem von ihm propagierten Southern-Rock-Sound bei. 

  • Paul Stanley (von KISS): Hat unter anderem Firebirds-Gitarren verwendet und damit zum Rock-Image des Instruments beigetragen. 

  • Brian Jones (von den Rolling Stones): Einer der ersten, die den Firebird einsetzten – seine Verwendung trug dazu bei, dessen Bekanntheitsgrad in den 1960er Jahren zu steigern. 

  • Weitere namhafte Künstler sind: Eric Clapton, Joe Bonamassa, Steve Jones (Sex Pistols) und andere.

  • Diese Musiker nutzten die Gitarre nicht einfach nur – sie machten sie sich zu eigen, was dazu beitrug, dass die Firebird mehr als nur eine „seltsame Form“ war, sondern eine Gitarre mit Charakter und eigener Stimme.