Wenn es um Vintage-Gitarren geht, dominieren Namen wie Gibson und Fender oft die Gespräche. Doch unter Liebhabern und Sammlern genießt Greco Guitars einen Ehrenplatz als eine der faszinierendsten und zugleich unterschätztesten Marken in der Geschichte der E-Gitarre. Mit einer Tradition, die in Japans Blütezeit des Gitarrenbaus von den 1960er- bis zu den 1980er-Jahren wurzelt, haben Grecos Handwerkskunst, die Liebe zum Detail und die legendären Modelle aus der „Lawsuit Era“ sie bei Spielern und Sammlern gleichermaßen begehrt gemacht.
Ursprünge: Die Geburt eines japanischen Titanen
Greco Guitars wurde um 1960 von der Kanda Shokai Corporation in Japan gegründet. Anfangs produzierte das Unternehmen Gitarren unter verschiedenen Namen (wie Goat und Grancorp ), bevor der Name Greco Mitte bis Ende der 1960er-Jahre auftauchte. Mit der rasanten Verbesserung der japanischen Fertigungsindustrie entwickelte sich Greco von der bloßen Nachahmung amerikanischer Designs hin zur Herstellung hochwertiger Instrumente, die den Originalen oft ebenbürtig waren und sie manchmal sogar übertrafen.
Die „Ära der Klagen“: Die Legenden klonen
Greco erlangte in den 1970er-Jahren große Bekanntheit durch die Herstellung unglaublich präziser Repliken von Gibson- und Fender-Gitarren. Diese Modelle fallen in die Zeit, die Sammler heute als „Ära der Rechtsstreitigkeiten“ bezeichnen – eine Periode, in der japanische Gitarrenhersteller wie Greco, Tokai, Burny und Ibanez detailgetreue Kopien amerikanischer Gitarren produzierten, was zu Klagen US-amerikanischer Unternehmen führte.
Zu den wichtigsten Gitarren dieser Reihe zählte Grecos EG-Serie – Les-Paul-Kopien mit eingeleimten Hälsen, Ahorndecken und präziser Hardwareausstattung. Die EG-500, EG-600, EG-800 und andere höherwertige Modelle wurden aufgrund ihrer Spielbarkeit und ihres Klangs zu Kultklassikern. Die Serien Super Real (1980–1982) und Mint Collection (1982–1990) von Greco sind heute besonders wegen ihrer originalgetreuen Spezifikationen und ihrer hohen Verarbeitungsqualität begehrt.
Sie stellten außerdem hervorragende Repliken im Fender-Stil her, wie beispielsweise die Modelle SE (Stratocaster) und TE (Telecaster) . Die Qualität dieser Gitarren war so hoch, dass Fender 1982 schließlich mit Kanda Shokai eine Partnerschaft einging und Fender Japan gründete. Diese offizielle Zusammenarbeit beendete die Fender-ähnliche Produktlinie von Greco.
Legendäre Modelle und Serien
Zu den herausragenden Gitarrenlinien von Greco gehören:
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EG-Serie (Les Paul-Stil) – Von Einsteigermodellen bis hin zu High-End-Gitarren mit Nitrolackierung und originalgetreuer Vintage-Hardware.
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Super Real Serie (1980–1982) – Wohl der Höhepunkt der Handwerkskunst von Greco, mit originalgetreuen Spezifikationen und erstklassigen Materialien.
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Mint Collection (1982–1990er) – Leicht modernisierte Versionen der Super Real-Serie; immer noch hoch angesehen.
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GO-Serie – Original Greco-Designs mit durchgehendem Hals und progressiver Ästhetik, gemacht für Fusion- und Rockmusiker.
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Mirage-Serie – Einzigartige Greco-Korpusform, die oft mit der Ibanez Iceman verglichen wird.
Wer spielte Greco-Gitarren?
Obwohl Greco nie so populär war wie Gibson oder Fender, haben viele professionelle Musiker sie entweder bei Aufnahmen, auf Tourneen oder als Plattform für Modifikationen genutzt.
Zu den erwähnenswerten Punkten gehören:
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Ace Frehley (KISS) – Benutzte zu Beginn seiner Karriere in Japan eine Greco Les Paul-Kopie.
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Hideshi Ueki – Japanischer Gitarrist, bekannt für sein virtuoses Spiel auf der GO-Serie von Greco.
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Japanische Visual Kei- und Rockkünstler – Verschiedene Musiker der japanischen Rockszene nutzten Grecos aufgrund ihrer Erschwinglichkeit und Qualität.
Darüber hinaus griffen im Laufe der Jahre viele internationale Künstler und Studiomusiker zu Grecos – einige bevorzugten sie unwissentlich wegen ihres außergewöhnlichen Klangs und ihrer Verarbeitung gegenüber „echten“ Gibsons oder Fenders.
Das Geheimnis des Sammlers
Heute sind Vintage-Gitarren von Greco aus den 1970er- und 1980er-Jahren auf dem Gebrauchtmarkt sehr begehrt. Die Preise steigen stetig, insbesondere für Modelle wie die Super Real und die Mint Collection, die Les Paul-Kopien nachempfunden sind. Sie gelten oft als einige der besten Vintage-Gitarren mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis, vor allem für diejenigen, die das Spielgefühl und den Klang einer Gibson aus den 50er- oder 60er-Jahren suchen, ohne dafür ein Vermögen auszugeben.
Schlussbetrachtung
Greco-Gitarren repräsentieren ein faszinierendes Kapitel der Gitarrengeschichte – ein Ort, an dem Handwerkskunst, Wettbewerb und künstlerisches Schaffen aufeinandertrafen. Ob Sammler, Bastler oder Gitarrist, der den Charme eines Vintage-Modells sucht, ohne den hohen Preisaufschlag – eine Greco könnte genau das richtige Instrument für Sie sein. Diese Gitarren beweisen, dass auch die „Kopie“ durchaus das Zeug zur Legende hat.
