Die Entwicklung der Fender Telecaster in den 1960er Jahren: Die CBS-Ära beginnt

The Evolution of the Fender Telecaster in the 1960s: The CBS Era Begins

Die Fender Telecaster – Anfang der 1950er-Jahre eingeführt – war bereits zu Beginn der 1960er-Jahre eine Ikone. Bekannt für ihren brillanten, durchsetzungsstarken Klang und ihr revolutionäres Solidbody-Design, wurde sie zum Standardinstrument für Country-, Rock- und Bluesmusiker. Einer der bedeutendsten Wendepunkte in der Geschichte der Telecaster ereignete sich jedoch 1965, als Leo Fender die Fender Musical Instruments Corporation an das Columbia Broadcasting System (CBS) verkaufte. Dieser Moment markierte den Beginn einer neuen Ära, geprägt von Innovation und Kontroversen.

Vor CBS (Anfang der 1960er Jahre): Verfeinerung statt Neuerfindung.

Bevor CBS die Führung übernahm, hatte Fender seine Gitarren bereits weiterentwickelt. Die Telecaster erfuhr kleinere Änderungen mit dem Ziel, Funktionalität und Spielbarkeit zu verbessern:

  • Griffbrett aus Palisanderholz : Ab 1959 und bis in die frühen 60er Jahre hinein begann Fender, Griffbretter aus Palisanderholz anstelle der einteiligen Ahornhälse zu verwenden.

  • Übergang zum Furniergriffbrett : Um 1962–63 erfolgte der Übergang vom massiven Griffbrett zu einem gebogenen, dünneren Palisanderfurniergriffbrett.

  • „Spaghetti“-Logo : Fender-Gitarren trugen einen dünnen, metallisch aussehenden Aufkleber auf der Kopfplatte, der heute liebevoll als „Spaghetti-Logo“ bekannt ist.

Es handelte sich eher um evolutionäre Anpassungen als um radikale Neugestaltungen – ein Spiegelbild von Fenders Wunsch, Verbesserungen vorzunehmen, ohne die Kundschaft zu verprellen.

CBS übernimmt (1965): Massenproduktion und Designwandel

Mit der Übernahme von Fender durch CBS im Januar 1965 verlagerte sich die Unternehmensstrategie von innovativen Boutique-Modellen hin zu skalierbaren Konzernstrukturen. Obwohl die Telecaster in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre einen Großteil ihrer Kernidentität behielt, gab es einige bemerkenswerte Veränderungen – manche subtil, andere umstrittener.

1. Größeres Logo auf der Kopfplatte

Ende 1965 führte CBS ein größeres, auffälligeres „Übergangslogo“ ein. Dieses Logo war weniger elegant, aber aus der Ferne besser lesbar – möglicherweise ein Marketing-Schachzug, um die Markenpräsenz auf der Bühne zu erhöhen.

2. Polyurethanlacke

Fender-Gitarren aus der CBS-Ära stellten nach und nach von Nitrozelluloselack auf dickere Polyurethanlacke um. Obwohl Polyurethan haltbarer und kostengünstiger war, argumentieren viele Gitarristen und Sammler, dass es die Resonanz und die ästhetische Alterung des Instruments negativ beeinflusste.

3. Änderungen am Halsprofil und der Konstruktion

  • Um die Massenproduktion zu erleichtern, ging Fender dazu über, schwerere Halsprofile und einheitlichere CNC-gefräste Halsformen zu verwenden.

  • Berichten zufolge wurden die Toleranzen der Halstaschen lockerer, was zu einem leichten Rückgang der Fertigungspräzision im Vergleich zur Zeit vor CBS führte.

4. Hardware- und Elektronikanpassungen

Obwohl die Elektronik der Telecaster in den späten 60er Jahren weitgehend unverändert blieb, zeigten Gitarren aus der CBS-Ära erste kleinere Unregelmäßigkeiten in der Tonabnehmerleistung und der Qualität der Hardware-Beschichtung . Es handelte sich dabei nicht um radikale Änderungen, doch sie trugen zur wachsenden Kritik unter professionellen Musikern bei, denen Unterschiede in der Qualitätskontrolle aufgefallen waren.

5. Dreischrauben-Halsbefestigung und Bullet-Trussrod (kurz nach den 60er Jahren)

Obwohl diese Umstellung technisch gesehen Anfang der 1970er Jahre stattfand, wurden die Grundlagen dafür bereits in den CBS-Jahren gelegt. Der Wechsel von der traditionellen Vier-Schrauben-Halsbefestigung zu einem Drei-Schrauben-System mit Mikro-Neigungseinstellung und die Einführung des „Bullet“-Halsstabs waren beispielhaft für die ingenieurtechnisch orientierte und kostensparende Philosophie von CBS.

Kulturelle Wahrnehmung: Die „Vor-CBS“-Besessenheit

Ende der 1960er-Jahre waren Fender-Instrumente weiterhin weit verbreitet und hoch angesehen, doch immer mehr Musiker und Sammler begannen, zwischen Gitarren aus der „Pre-CBS“- und der „CBS-Ära“-Zeit zu unterscheiden. Diese Unterscheidung entwickelte sich schließlich zu einer Art Legende unter Vintage-Gitarren, wobei Telecaster-Modelle vor 1965 deutlich höhere Preise und ein größeres Prestige erzielten.

Fazit: Ein Jahrzehnt des Übergangs

Die 1960er-Jahre waren eine prägende Zeit für die Fender Telecaster. Unter Leo Fenders Führung war die Tele ein Meisterwerk der Form- und Funktionsverschmelzung. Unter CBS wurde sie zum Massenprodukt – nach wie vor ikonisch, aber zunehmend polarisierend. Viele Teles aus der CBS-Ära der späten 60er-Jahre sind zwar für sich genommen hervorragende Instrumente, doch die Hinwendung zu wirtschaftlicher Effizienz ging oft auf Kosten der handwerklichen Perfektion, die Fenders Ruf begründet hatte.

Die Veränderungen nach 1965 bieten heute eine Momentaufnahme dessen, was geschieht, wenn Kunst auf Industrie trifft. Ob man nun den rauen Charme einer Telecaster aus der Zeit vor CBS bevorzugt oder die Weiterentwicklung der Modelle der späten 60er-Jahre schätzt – die Geschichte der Telecaster in diesem Jahrzehnt ist ein wesentliches Kapitel in der Geschichte der E-Gitarre.